Adipositas
Gewichtsprobleme
Gewichtsprobleme mit gesundheitlichen Folgen (krankmachendes Übergewicht) sind eine chronische Erkrankung, die die Regulation des Energiehaushaltes sowohl in den Gehirnzentren als auch in der Peripherie im Fettgewebe betrifft. Dies hat nichts mit Disziplinlosigkeit, Unwissenheit oder Faulheit zu tun.
Auch wenn gesunde Ernährung und Bewegung den Körper und die Gesundheit unterstützen können, ist dies noch keine Garantie dafür, dass sich das Gewicht im gesunden Bereich einpendelt. Dennoch ist ein gesunder Lebensstil ein wichtiger Ausgangspunkt und eine unverzichtbare Basis für weitere Therapien. Je nach gesundheitlicher Einschränkung kommen medikamentöse Therapien oder auch chirurgische Eingriffe hinzu.
Wieviel Gewichtsreduktion ist notwendig
Eine Gewichtsreduktion von 5 bis 10 % führt in den meisten Fällen zu einer deutlichen Verbesserung der Gesundheit. Das ist auch immer das erste Ziel, das wir formulieren: Wieviel Gewichtsreduktion ist für Ihre Gesundheit mindestens wünschenswert? Je nach Ihren bisherigen Gewohnheiten kann dies schon mit wenigen Änderungen Ihrer Ernährungsgewohnheiten erreicht werden.
Empfohlene Gewichtsabnahme
Komorbidität | Gewichtsverlust mit Benefit | Bemerkung | Referenz |
---|---|---|---|
Komorbidität:
Diabates Prävention |
Gewichtsverlust
mit Benefit: 3 bis 10 % |
Bemerkung:
Maximum Benefit 10 % |
Referenz:
DPP (Lancet, 2009) |
Komorbidität:
HbA1c |
Gewichtsverlust
mit Benefit: 3 bis 15 % |
Bemerkung:
HbA1c nimmt weiter ab > 15 % |
Referenz:
Look AHEAD (Wing, 2011) |
Komorbidität:
Hypertonie
|
Gewichtsverlust
mit Benefit: 5 bis > 15 % |
Bemerkung:
BP nimmt weiter ab > 15 %
|
Referenz:
Look AHEAD (Wing, 2011) |
Komorbidität:
Dyslipidämie (Trigl, LDL)
|
Gewichtsverlust
mit Benefit: 3 bis 15 % |
Bemerkung:
TGL nehmen weiter ab > 15 %
Cholesterin > 10 kg
|
Referenz:
Look AHEAD (Wing, 2011)
|
Komorbidität:
NAFLD
|
Gewichtsverlust
mit Benefit: 10 % |
Bemerkung:
Verbesserte Steatose, Entzündung und leichtes Fibrose
|
Referenz:
Assy et al. 2007
Dixon et al. 2004
Anish et al. 2009
|
Komorbidität:
Schlafapnoe (AHI)
|
Gewichtsverlust
mit Benefit: 10 % |
Bemerkung:
Wenig Benefit < 5 %
|
Referenz:
Sleep AHEAD (Foster, 2009)
Winslow et al. 2012
|
Komorbidität:
Osteoarthropathie
|
Gewichtsverlust
mit Benefit: 5 bis 10 % |
Bemerkung:
Reduziert Symptome und Stress auf die Gelenke
|
Referenz:
Christensen et al. 2007 |
Facts & Figures
Adipositas erkrankte Erwachsene
Im Jahr 2020 waren mehr als 2 Milliarden Erwachsene (18 Jahre und älter) übergewichtig, was rund 1/4 der Menschheit entspricht. Davon waren über 650 Milionen adipös.
Adipositas erkrankte Kinder
Im Jahr 2020 waren weltweit etwa 40 Millionen Kinder unter 5 Jahren übergewichtig oder adipös.
Tiefere Lebenserwartung
Adipositas kann die Lebenserwartung bis zu 20 Jahre verkürzen, je nach Schweregrad.
Kosteneffekte
Die wirtschaftlichen Kosten von Adipositas sind erheblich. Eine Studie von Schneider und Venetz (2014) beziffert die gesamten direkten und indirekten Kosten von übergewichts- und adipositasbedingten Erkrankungen im Jahr 2012 auf rund 8 Mrd. Franken.
Body-Mass-Index
In der Schweiz sind 43 Prozent der erwachsenen Bevölkerung übergewichtig oder adipös, von Adipositas betroffen sind 12 Prozent (SGB 2022). Bei den Kindern und Jugendlichen sind 15 Prozent übergewichtig oder adipös und 3 Prozent von Adipositas betroffen (ETH Studie 2017).
Erfolg
Dank unseren erprobten Methoden profitieren rund 90 % unserer Patientinnen und Patienten über eine spür- und messbar bessere und nachhaltige Lebensqualität.
Gesundheits-Risiken
Folgende Gesundheits-Risiken gehen mit Übergewicht und Adipositas einher (Plus-Icon):

Essstörungen
30-40% ↑
Schlaganfall
Frauen 1.6x ↑
Männer: 2x ↑
Atemwegserkrankungen - OSAS
4x ↑
Herzerkrankungen
2 x ↑
Refluxkrankheit
94% ↑
Leberzellverfettung
20-30 %
Gallenblasenerkrankungen
3-4x ↑
Diabetes mellitus T2
10x ↑
Degenerative Gelenkerkrankungen
7x ↑
Krebs
4x ↑ Speiseröhre
90% ↑ Mamma
30% ↑ Dickdarm
50% ↑ Gebärmutter
Prostata: 3% pro 5 BMI ↑
Hormonstörungen
- PCOS 10% ↑
- Kinderlosigkeit
Hyperurikämie und Gicht
2x ↑
Methoden
Gesunde Ernährung ist das A und O. Die Medien sind voll von Empfehlungen, da kann man schon mal die Orientierung verlieren. Mit unseren Ernährungstherapeutinnen und -therapeuten in Zusammenarbeit mit der Ernährungsberatung der Hirslanden Klinik St. Anna haben Sie eine kompetente und auf Sie abgestimmte Therapie.
Jede Beratung basiert auf den Prinzipien der Verhaltenspsychologie mit Aspekten der positiven Psychologie und setzt wissenschaftlich fundierte Massnahmen zur Verhaltensänderung ein. Bei psychischen Erkrankungen steht ein erfahrener Psychologe zur Seite und wir arbeiten mit Psychiatern aus der Region zusammen.
Mit der Entdeckung des Sättigungshormons GLP-1 haben wir eine Möglichkeit dort anzusetzen, wo das häufigste Problem beginnt: bei der Sättigung. Wie soll man eine Mahlzeit beenden, wenn das Gehirn noch Hunger hat? Auch hier hilft das Medikament, aber eine Verhaltensänderung ist unumgänglich.